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Die Schuld wurde immer bei den Frauen gefunden

Das Buch „Geradegerückt.“ beinhaltet 28 Biografien von berühmten Frauen, die viele Menschen glauben zu kennen – etwa Pamela Anderson, Meghan Markle oder Janet Jackson. Oftmals werden und wurden diese Biografien fälschlich dargestellt. Welches System dahinter steckt erzählt Co-Herausgeberin Noura Maan im Interview.

Noura Maan über …

…die Notwendigkeit des Buches:

Bei all diesen Biografien hat sich eine sexistische Erzählung manifestiert, an der vieles nicht stimmt. Wir blicken mit einem neuen, kritischen Blick auf diese Biografien und erzählen sie aus einer feministischen Perspektive neu.

… Beispiele aus dem Buch:

Gute Beispiele sind die Affäre zwischen Monica Lewinsky und Bill Clinton oder Nipplegate, als Justin Timberlake in der Halbzeitshow des Superbowl die Brust von Janet Jackson entblößt hat. Die Schuld wurde immer bei den Frauen gefunden. Sie wurden verantwortlich gemacht und zum Ziel von öffentlichem Hass. Es wurde ihnen unterstellt, dass sie zu blöd waren oder das von langer Hand geplant hätten. Aber was hätten sie davon haben sollen? Für die Frauen ging es danach bergab.

… über das System hinter solchen Erzählungen.

Wir leben in einer sexistischen Gesellschaft, in der auf berühmte Frauen ein viel strengerer Blick angewendet wird. Und dann gibt es Medien, insbesondere den Boulevard, die mit diesem „strengen Blick“ Geld verdienen. Da geht es um kapitalistische Interessen. Besonders in den 90er Jahren lag die Erzählung dieser Biografien in den Händen von Paparazzi und Boulevard-Medien. Es gab damals kaum Möglichkeiten, dass sich betroffene Frauen selbst zu Wort melden.

… über Gefahren und Chancen durch Social Media in diesem Kontext.

Es ist eine zweischneidige Sache. Es gibt auf Social Media extrem viel Hass und Shitstorms, die vor allem Frauen und marginalisierte Personen treffen. Gleichzeitig gibt es aber auch Gegenstimmen. Das macht schon einen Unterschied. Auch Lewinsky hat einmal gesagt, wenn es damals schon Social Media gegeben hätte, hätte sie womöglich ein bisschen Empathie und Mitgefühl erfahren.  

… den Kampf gegen das System.

Der wichtigste Aspekt ist Bildung. Wir lernen so wenig über Frauenbewegungen in der Schule. Man lernt vor allem, dass Gleichberechtigung rechtlich umgesetzt und bestimmte Dinge eingeführt wurden. Das vermittelt das Bild, dass es nichts mehr gibt, worum man kämpfen muss. Vielmehr sollten die Schüler*innen aber auch lernen, dass es einen Unterschied zwischen gesetzlicher und faktischer Gleichberechtigung gibt.

… das Ziel des Buchs.  

Einerseits natürlich, dass man diese Biografien richtig abspeichert. Wir wollen die Biografien journalistisch aufarbeiten, mit einem kritischen Blick und einem Anspruch auf Vollständigkeit. So sollen sie hängen bleiben. Und natürlich geht es auch darum, dass man grundsätzlich einen kritischen Blick auf solche Erzählungen vermittelt und dieser von den Leser*innen auf aktuelle Fälle angewendet wird.

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