„Wir brauchen Flexibilität im Kopf“
Anja Kirig ist Zukunfts- und Trendforscherin. Sie beschäftigt sich mit gesellschaftlichen Megatrends und berät Menschen, Verbände und Organisationen hinsichtlich Potenzialentwicklung und Zielsetzung.
Anja Kirig über …
… Dinge, nach denen wir Menschen streben:
Vielfach kommen Kunden und Kundinnen mit dem Wunsch nach Inspiration und auf der Suche nach neuen Ideen zu mir. Gleichzeitig geht es oft um Orientierung und eine Art „Entkomplexisierung“. Dieser Gegensatz ist vielleicht eine Klammer, die man grundsätzlich fassen kann. Die Menschen wollen mehr Ideen, aber gleichzeitig in dem ganzen Dschungel an Ideen auch verstehen, was wirklich relevant für sie und die Zukunft ist.
… das Sterbenlassen von Ideen:
Wir brauchen eine gewisse Flexibilität im Kopf. Ich versuche stets, das Konzept einer zeitlosen Neugier mitzugeben. Wir müssen Dinge immer wieder neu anschauen und betrachten. Denn diese Flexibilität wird in Zukunft noch wichtiger. Häufig kann man beobachten, dass sich die jüngeren Generationen schon viel leichter tun, sich von Ideen zu verabschieden, ohne ihnen groß nachzutrauern.
… die Zukunft der Kulturbranche:
Kultur ist zeitlos, und die Kulturbranche ist in der Lage, sich sehr schnell neu aufzustellen. Natürlich geht es diesen Leuten individuell gerade sehr schlecht, aber ich sehe keinesfalls schwarz. Kultur wird auch in Zukunft ein wichtiger Bestandteil unserer Gesellschaft sein. Wir brauchen die Kultur und ihren unglaublichen Reichtum an Inspiration.
… digitale Veranstaltungsformate:
Natürlich ersetzen sie nicht das Erlebnis vor Ort. Aber solche Formate kann man nutzen, um auch in Zukunft mehr Menschen mit Kultur zu erreichen und teilhaben zu lassen. Es kann auch eine Möglichkeit sein, um Menschen an Kultur heranzuführen. Also jene Menschen, die sonst eine Hemmschwelle hätten und gar nicht teilnehmen würden.
… Veränderungen im Tourismus und im Hinblick auf nachhaltigen Urlaub:
Die Menschen werden das Reisen sicherlich nicht aufgeben. Aber das, was schon länger in bestimmten Gruppen zu spüren ist, breitet sich langsam aus. Durch die Pandemie ist das Thema noch tiefer ins Bewusstsein eingedrungen. Auch die Generation, die jetzt heranwächst, wird reisen wollen. Aber sie wird andere Anforderungen stellen an die Anbieter.
… die Aufgaben für die Tourismusbranche:
Nachhaltigkeit wird auch zum Selbsterhaltungstrieb werden müssen. Viele Destinationen würden sich die eigene Grundlage zerstören, wenn sie so weitermachen wie bisher. Das betrifft nicht nur Skigebiete, sondern sehr viele Destinationen, die stark vom Tourismus abhängig sind. Beispielsweise denke ich, dass dieser ganze Eventtourismus in Zukunft nicht mehr so gefragt sein wird.